Oracle kündigt Database Appliance X10 an

(Oder wie man den Kunden nicht zuhört)

Oracle hat auf der CloudWorld im September 2023 eine neue Generation der Database Appliance angekündigt. Mit der Generation X10- tut sich eine ganze Menge, vorsichtig formuliert aber nicht alles in die richtige Richtung.

Was ist die Oracle Database Appliance (ODA)?

Mit der ODA bietet Oracle Server an, die speziell für den Betrieb der Oracle Database ausgelegt sind. Zur Speicherung der Datenbanken sind große, schnelle SSDs verbaut, die eine extrem gute Datenbank-Performance garantieren.

Technische Daten

Das allgemeine Lineup der ODAs hat sich nicht verändert, es gibt zwei Standalone Server in den Varianten X10-S mit einem Prozessor und X10-L mit zwei Prozessoren, sowie die X10-HA als 2-Knoten-Cluster à 2 Prozessoren mit externem, direkt angebundenen Storage. Die Speicherausstattung beginnt wie bisher bei 256GB für das S-Modell und bei 512GB für die anderen Modelle. Im Unterschied zu früheren Generationen kann man diese Ausstattung nun nicht mehr lediglich verdoppeln sondern auch verdreifachen, d.h. die großen Modelle können pro Server mit bis zu 1,5TB Hauptspeicher ausgestattet werden.

Alle Server haben zwei M.2 NVMs SSDs à 240GB für Betriebssystem, Grid Infrastructure und die Appliance Software. Für die Speicherung von Daten stehen bei den Standalone Servern zwei NVMe SSDs à 6,8TB zur Verfügung, beim größeren Modell X10-L kann dies erweitert werden auf bis zu 8 NVMe SSDs. Bei der X10-HA gibt es für das Storage Shelf wiederum die Varianten High Performance (mit 6, 12, 18 oder 24 SSDs à 7,68TB) und High Capacity (mit 6 SSDs à 7,68TB und 18 HDDs à 22TB). In beiden Varianten kann noch ein vollausgebautes zweites Shelf ergänzt werden.

Bei den Prozessoren hat Oracle den Hersteller gewechselt. Statt Intel-CPUs gibt es nun den AMD Epyc 9334. Dieser besitzt 32 Kerne (mit 4 Chiplets à 8 Kernen).

Was ändert sich?

Oracle betont die Leistungssteigerung bei den CPUs. Diese ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings beschert uns der Wechsel zu AMD Epyc die Tatsache, dass hierfür die Oracle Database Standard Edition nicht betrieben werden darf, da dieser Prozessortyp aus mehreren Chiplets besteht. Dies wird von Oracle als Multi Chip Design gewertet, also mehrere Prozessoren auf einem Chip. Da aber ein System für die SE2 einen Maximalausbau von zwei Prozessoren haben darf, funktioniert hier nur noch die Enterprise Edition. Wir hoffen darauf, dass es hierzu noch eine Aussage von Oracle geben wird.

Die zweite Änderung betrifft die Reduzierung der maximal möglichen NVMe SSDs von zwölf auf acht. Damit reduziert sich der maximal mögliche Speicherplatz für Datenbanken um ein Drittel, da die Kapazität der SSDs nach wie vor 6,8TB beträgt. Das ist insbesondere bei der Nutzung von ODAs als Konsolidierungsplattform oder bei großen und stark wachsenden Datenbanken ein immenser Nachteil.

Eine weitere Änderung für das L-Modell ist, dass lediglich die ersten vier NVMe SSDs von vorne zugänglich und daher hot swappable sind – wie bei den bisherigen ODA Modellen grundsätzlich. Die möglichen bis zu vier weiteren NVMe SSDs sind als PCIe-Karten intern im Gehäuse untergebracht. Das hat zur Folge, dass für den Einbau oder Tausch der Karten die ODA ausgeschaltet und vom Netzstrom getrennt werden muss; es ist also eine Auszeit erforderlich.

Für wen ist die Database Appliance X10 die richtige Wahl? Und für wen nicht?

Wenn man im Besitz von Enterprise Edition-Lizenzen ist, kann man auf die Generation X10 wechseln – insofern die Datenbankgröße mit den acht NVMe SSDs abbildbar ist. Allerdings: Beim Einsatz von mehr als vier NVMe SSDs im X10-L Modell sind für den Tausch der SSDs Auszeiten erforderlich. Bei der Nutzung der gleichen Anzahl Lizenzen sollte eine erhebliche Leistungssteigerung erreicht werden. Zudem ist eine noch höhere Leistung durch Nutzung von noch mehr Kernen (und dementsprechend Lizenzen) möglich.

Wer die Standard Edition einsetzen möchte, kann die neuen ODAs aktuell nicht einsetzen.

Für den Einsatz der Standard Edition sowie bei Anforderungen an große Datenbanken oder hohe Verfügbarkeit sind die X9-2 Modelle noch für einige Monate verfügbar. Diese Modelle werden nach wie vor von uns empfohlen. Sie sind bei vielen Kunden sehr erfolgreich im produktiven Einsatz.